Corporate Social Responsibility – Bedeutung und Chancen für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer

1. Einleitung

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat eine Diskussion über Ethik in der Wirtschaft und besonders im Finanzsektor ausgelöst. Die Gewinnmaximierung als vorrangiges Ziel der Unternehmensphilosophie wird dabei zunehmend kritisch gesehen. Wirtschaftsunternehmen ohne Gewinn können keinen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten. Die Basis eines jeden Unternehmens muss daher die Umsetzung eines erfolgreichen Unternehmenskonzeptes sein. Darauf aufbauend versuchen jedoch gerade erfolgreiche Unternehmen mit einem veränderten Image noch erfolgreicher zu werden. In den vereinigten Staaten ist dieser Trend bereits seit einigen Jahrzehnten zu beobachten. Auch für große deutsche Unternehmen gehört die Imagebildung im Bereich gesellschaftlicher Verantwortung bereits zum Standard. Tue gutes und rede darüber ist eine häufig gebrauchte Floskel. Viele Projekte unter dem Denkmantel der sozialen Verantwortung von diesen großen Unternehmen werden aber von der Öffentlichkeit sehr misstrauisch betrachtet. Oftmals wird großen Unternehmen eine reine Profitsteigerung unterstellt. Kleine und mittlere Unternehmen nehmen eine wichtige Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung ihres Standortes ein. Im Unterschied zu großen Unternehmen verfolgen diese Unternehmen aber keine systematische Strategie, sondern tun dies aus individueller Überzeugung und dies in der Regel ohne viel Publicity. Die Glaubwürdigkeit dieser Maßnahmen ist daher auch ungleich höher als bei Großunternehmen.

Für die Gewinnung neuer Kunden und auch Mitarbeiter wird es auch für kleine und mittlere Unternehmen immer wichtiger diese Werte transparenter zu machen. Ein systematischer CSR-Ansatz kann dabei sehr hilfreich sein.

2.      Was bedeutet Corporate Social Responsibility

CSR (Corporate Social Responsibility) steht für eine nachhaltig angelegte, auf freiwilliger Basis beruhender, unternehmerischer Strategie zur Übernahme ökonomischer, ökologischer und sozialer Verantwortung. Im Wesentlichen sind derzeit drei Trends zu erkennen, wie Unternehmen auf das Thema reagieren.

2.1 Global Compact

Immer mehr Unternehmen verpflichten sich zur Beachtung bestimmter Mindeststandards, dem Global Compact der UNO. Dabei handel es sich um einen globalen Pakt der Vereinten Nationen, der zwischen Unternehmen und der UNO geschlossen wird, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten. Am 31. Januar 1999 wurde der Pakt von UN-Generalsekretär Kofi Annan im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgestellt. Unternehmen erklären schriftlich Ihren Willen, sich darum zu bemühen, in Zukunft bestimmte soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten. Die Einhaltung dieser Standards wird in keinster Weise überprüft. Deshalb wird an dem Global Compact insbesondere die fehlende Verbindlichkeit kritisiert.

2.2 Corporate Citizenship

Ein Unternehmen engagiert sich über seine eigentliche Geschäftstätigkeit hinaus im Rahmen von Einzelprojekten aktiv für die lokale Gesellschaft oder nationale/internationale, ökologische, kulturelle oder soziale Belange. Diese Einzelprojekte werden häufig als Kooperation mit Non Profit Organisationen durchgeführt. Die Unternehmen bringen dabei in der Regel Geld, Mitarbeiterengagement oder Know-how ein. Das Unternehmen erhofft sich durch diese Projekte in der Regel eine Imageverbesserung. Es geht daher besonders um die Außendarstellung des Unternehmens.

2.3 Corporate Social Responsibility (CSR)

Immer Unternehmen versuchen aber neben Einzelmaßnahmen einen systematischen Ansatz CSR-Ansatz in die Unternehmensstrategie zu implementieren. CSR steht für verantwortliches unternehmerisches Handeln

  • in der eigentlichen Geschäftstätigkeit (Markt)
  • hinsichtlich ökologisch relevanter Aspekte (Umwelt)
  • in den Beziehungen zu Mitarbeitern sowie deren Arbeitsbedingungen (Arbeitsplatz)
  • im Engagement bzw. der Förderung des gesellschaftlichen Umfelds (Gemeinwesen)

Ein konsequenter CSR-Ansatz beeinflusst das tägliche Handeln eines Unternehmens und hat somit einen direkten Einfluss auf das interne Unternehmen. Die CSR Strategie ist dann Teil der Unternehmensphilosophie und wird bei unternehmerischen Entscheidungen dem Handeln zugrundegelegt. Die folgende Übersicht zeigt beispielhafte Felder unternehmerischer Entscheidungen die von CSR beeinflusst werden können.

CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY CSR
Ökonomische Verantwortung Ökologische Verantwortung Soziale Verantwortung
Gewinnorientierung Energieverbrauch Arbeitsplatzsicherheit
Ressourceneffizienz Emissionen Aus- und Weiterbildung
Kundenbeziehungen Materialeffizienz Recruiting
Lieferantenbeziehungen Klimaschutz Gesundheit
Etc. Etc. Etc.

Gewinn

Umwelt

Menschen

Unternehmen, die es schaffen diese Philosophie in ihr unternehmerisches Handeln zu integrieren, werden eine Vorbildfunktion für andere haben. Eine glaubwürdige Umsetzung wird dann automatisch zu einer Imageänderung führen. Im Gegensatz zu sozialen Einzelprojekten steht dies aber nicht im Vordergrund, sondern ist das Ergebnis einer erfolgreichen CSR-Strategie.

3.      Entwicklungen im Bereich Corporate Social Responsibility

Welche Trends sich abzeichnen?

Bisher findet unternehmerische Verantwortung hauptsächlich im Bereich der  Öffentlichkeitsarbeit statt. Sponsoring ist ein gern genutztes Instrumentarium der Kooperation zwischen Wirtschaft und sozialen Institutionen. Dies verändert sich jedoch gerade. Unternehmen gehen das Thema wesentlich strategischer an. Das betrifft die Auswahl der Sozialpartner und die unterstützen Projekte. Es fällt auf, dass die unterstützen Projekte zunehmend in Verbindung zur Kernkompetenz des eigenen Unternehmens stehen. Die Unternehmen „wehren“ sich Lückenfüller für Lücken des Sozialstaats zu sein. Die Unternehmen engagieren sich nur noch in Win-Win Situationen.

Waren in der Vergangenheit nur große Unternehmen und Konzerne im Bereich CSR tätig, erkennen Immer häufiger auch KMU´s die Potenziale für sich.

Bisher gibt es nahezu keine gesetzliche Regulierung. In der EU werden daher die Rufe nach Regulierung immer lauter. Es ist nicht auszuschließen, dass die Erfüllung bestimmter Mindeststandards künftig Auswirkungen auf das Vergabeprinzip staatlicher Fördermittel hat.

4.      CSR für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer

Kanzleien von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern sind Unternehmen wie gewerbliche Unternehmen. Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter, die Öffentlichkeit nehmen die Kanzlei wahr. Da diese Dienstleistungen darüber hinaus auch noch sehr komplex und intransparent sind, hat das Vertrauen der Kunden einen besonders hohen Stellenwert. Auf den Websiten aller großen Beratungsgesellschaften findet man umfangreiche Informationen zum Thema CSR. Wie bei großen gewerblichen Unternehmen werden diese Aussagen jedoch von der Öffentlichkeit sehr kritisch beurteilt. Kleine und mittlere Kanzleien haben es hier deutlich einfacher einen CSR-Ansatz glaubhaft zu verwirklichen. Dies ist eine Chance für diese Kanzleien das Image bei Externen zu verbessern. Immer mehr Kunden und Mitarbeiter werden in Zukunft auch auf diese Faktoren bei der Berater- oder Arbeitsplatzwahl achten. Natürlich muss ein Berater qualitativ hochwertige Leistungen anbieten und Mitarbeitern eine sichere und herausfordernde Beschäftigung bieten, aber andere Faktoren werden einen höheren Stellenwert als bisher erlangen. Noch ist es ein Chance für kleine und mittlere Beratungsgesellschaften sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Irgendwann wird es Standard sein. Die folgende Übersicht zeigt mögliche Handlungsfelder in denen sich ein CSR-Ansatz in einer WP/StB Kanzlei auswirken kann:

Handlungsfelder Konkrete Umsetzung
Markt Sozialverträglicher Einkauf, Implementierung Sozialstandards, Verbraucherschutz, faire Preisgestaltung usw.
Arbeitsplatz Arbeits- und Gesundheitsschutz, Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern, Vereinbarkeit Familie und Beruf, Anreizsysteme usw.
Umwelt Betriebliche Energie- und Ressourceneffizienz, Klimaschutz, Einführung von Umweltstandards usw.
Gemeinwesen Sozialkooperation mit Non-Profit-Organisationen, Sponsoring, ehrenamtliches Engagement von Mitarbeitern, Stiftungen usw.

Aus der täglichen Unternehmenspraxis ergeben sich noch weitere Handlungsfelder. Entscheidend ist, dass allen im Unternehmen bewusst ist, dass Entscheidungen immer auch unter dem Fokus ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung entschieden werden. Aus diesem Grund ist es wichtig den CSR-Ansatz gemeinsam mit den Mitarbeitern zu erarbeiten.

Neben der Umsetzung des eigenen CSR-Ansatzes kann es auch ein interessantes neues Geschäftsfeld in der Beratung mittelständischer Unternehmen sein. Voraussetzung dafür ist jedoch die eigene konsequente Umsetzung. Eine Beratung in diesem Bereich ist nur glaubhaft, wenn der Berater selbst die empfohlenen Maßnahmen anwendet. Gerade die Besonderheiten mittelständischer Unternehmen müssen bei der Entwicklung der CSR Strategie beachtet werden. Der regionale Bezug, die langfristige Bindung zu Kunden und enge Beziehung zu Mitarbeitern ist zu berücksichtigen. Gerade CSR Berater von großen Beratungsgesellschaften haben keine Erfahrung mit diesen Besonderheiten bei mittelständischen Unternehmen. Schneller als bei anderen Beratungsleistungen fällt dies auf. Gerade kleine und mittlere WP/StB Unternehmen sind daher besonders geeignet ihre Unternehmen bei diesem Prozess zu begleiten.

5.      Zusammenfassung

Unternehmen die gesellschaftliche Verantwortung nicht als Marketingtrend sehen, haben in der Zukunft gute Entwicklungschancen. Konsumenten, Mitarbeiter und andere Externe werden verstärkt auf das Wertesystem von Unternehmen achten. Gerade mittelständische Unternehmen haben hier Vorteile gegenüber große Unternehmen. Generell ist das Vertrauen in mittelständische Unternehmen höher und begrenzte Größe ermöglicht es einen CSR Ansatz auch konsequent in der Tagesarbeit umzusetzen. Unternehmen, die sich frühzeitig mit dieser Entwicklung beschäftigen, werden im Vorteil sein. Dies in gleichem Maße für Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Diesen Artikel teilen:
  • Facebook
  • RSS
  • MySpace
  • Digg
  • del.icio.us
  • Twitter
  • Print
  • PDF
Tags: